Wat Saket – Mein Pflichttermin in Bangkok
Bin ich in Bangkok, scheint es für mich so eine Art innere Notwendigkeit zu sein Wat Saket zu besuche. Ich komme nicht daran vorbei. Was liegt also näher als einige Wörter über dieses Schmuckstück am Klong San Sap zu verlieren.
Der Weg dorthin
Nahe meiner Unterkunft befindet sich Wat Saket. Das ist aber nicht der Grund um dieser ehemaligen Hinrichtungsstätte Besuche abzustatten. Wo früher Recht gesprochen wurde und man die Körper der Hingerichteten den Geiern zum Fraß vorgeworfen hat, sieht der Reisende heute einen bezaubernden Flecken Grün mit einer golden Spitze überzogen. Die Pra Sumen entlang bis zur Phan Fa Brücke und schon hat man diesen auf einem Hügel thronenden Tempel vor sich. Obwohl ziemlich zentral liegend, war Wat Saket lange Zeit nicht so bekannt. Erst in den letzten Jahren, nach Renovierungen und Umgestaltungen, erhöhte sich das Besucheraufkommen.
Die Pra Sumen verläuft “ irgendwie“ parallel zur Ratchadamnoen. Diesem riesigen und breiten Boulevard wo es schier unglaublich erscheint ihn überqueren zu können. 2010, das Jahr der letzten Tragödie im Land, war diese langgezogene Straße von der UDD besetzt. Kein Verkehr, überall die Farbe Rot. An der Phan Fa Brücke, nahe dem Wat Saket, war eine Bühne wo Reden geschwungen und Live Musik geboten wurde. Nicht zu vergessen die vielen Essenstände, eine Selbstverständlichkeit bei jeder Veranstaltung in Thailand. Ja es schien mir wie ein riesiger Jahrmarkt hier, wäre doch nicht dieses traurige Ende gewesen….
Von der Phan Fa dann rechts über eine kleine Brücke den Klong San Sap überqueren. Endstation für jene Bootslinie an der man den Kanal in Richtung Phetchaburi Road befahren kann. Von hier gelangt man in die Nähe der großen Einkaufszentren an der Rama I Road. Also sich nicht abschrecken lassen, einsteigen und auf anderen Wegen zum Einkauf. Eine aufregende Bootsfahrt durch den Kanal. Einmal etwas anderes als mit dem Taxi oder Tuk Tuk. An einer Tischlerei (Handarbeit und sehenswert) und einer Feuerwache (bestückt mit Gerät aus Österreich) vorbei war ich nun am Eingang des Geländes angelangt. Etwas Obst gekauft, eine kühle Erfrischung bei diesen Temperaturen, und schon ging es Richtung Aufstieg. Am Fuße dieses Hügels sind Urnengräber angelegt wo die angebrachten Bilder der Verstorbenen in meiner Phantasie die Vergangenheit aufleben ließen. Ich mag diese Bilder und die Geschichte welche sie mir immer erzählen. Urnengräber sind hier über das ganze Gelände verstreut und jedes hat wohl eine kleine aufregende Geschichte verborgen.
Die kleinen Schönheiten
Unter den Besucher der Stadt ist Wat Saket eher als „Golden Mount“ bekannt. An der Spitze wie eine Krone sitzend, ein goldener Chedi und daher auch dieser Name. Als Chedi wird jener Teil eines Tempels bezeichnet in dem Reliquien untergebracht sind. Im Falle des Wat Saket ist es eine des Buddha selbst. Ebenso soll hier ein Ableger jenes Bodhibaumes angepflanzt worden sein unter dem Siddharta Gautama, Buddha, die Erleuchtung erlangte. Über mehr als 300 Stufen ging es dann hinauf. Vorbei an einem kleinen Bächlein welches mit entzückenden Figuren geziert ist. Vorbei an Glocken und Glöckchen welche von den Gläubigen zum Läuten gebracht wurden. Es passiert immer wieder, dass „übereifrige“Touristen etwas unpassend gegen die Klangkörper stoßen. Die buddhistische Gelassenheit lässt den Thai über solche „Rohheit“ allerdings hinwegblicken. Die in Abständen unauffällig angebrachten Lautsprecher gaben mir die Stimmen rezitierender Mönche mit auf dem Weg. Gepaart mit dem zu einem Brummen verwandelten Verkehrslärm der unten pulsierenden Stadt. Das ist diese unverwechselbare Stimmung welche Wat Saket mir gibt. Nicht zu vergessen, das zarte Lüftchen welches über die Anhöhe zieht. Ein nicht zu vergessener Aspekt bei den Temperaturen in der Stadt. Oben angelangt ergab sich ein wunderbarer Blick über die Stadt. Am Horizont die Skyline von Bangkok, der Verlauf des Chao Phraya oder ganz in der Nähe das Geschehen am Klong San Sap. Ich ließ mir Zeit, wartete bis etwas Ruhe in die Galerie einzog. Ein Laden mit Andenken, mit Devotionalien und nicht zu vergessen der Eintritt. Dieser ist freiwillig zu begleichen und ich denke keiner sollte daran vorbeigehen. Diese zehn oder zwanzig Baht sind für einen Touristen nicht der Rede wert, schon gar nicht wenn man seine Reise in Euro bezahlte, aber eine Notwendigkeit für die Mönchsgemeinschaft hier und die Erhaltung von Wat Saket. Hinauf auf das Dach, wo die ganze Pracht des goldenen Chedi ersichtlich wird. Den Chedi umkreisende Pilger oder solche die vor diesem knien und ihre Fürbitten und Danksagungen ableisten sieht man hier.
In der Galerie unterhalb des großen befindet sich ein kleiner Chedi. Von den Gläubigen mit Goldplättchen übersät. Es mag ein schönes Bild sein, ich empfehle aber mit Sensibilität beim Fotografieren vorzugehen. Fühlen sich doch schon viele Gläubigen durch das erhöhte Touristenaufkommen in ihren Gebeten beeinträchtigt und beobachtet. Ein bis vor kurzem noch geltendes Schuhverbot innerhalb des Rundganges wurde gelockert bzw. aufgehoben. Diejenigen die ihr Schuhwerk dann doch noch vor dem Eingang stehen lassen, aus Gewohnheit oder auch als Selbstverständlichkeit gegenüber einem spirituellen Ort betritt, werden überrascht sein. Denn liegt dann ein Zuviel an Sandalen und Schuhen vor den Treppen die einem in die Galerie führen, werden diese einfach von den Tempelarbeitern in einen Plastiksack gestopft und im Innenraum einfach ausgeschüttet. Diese Mischung aus innerstem Glauben und praktischen Handeln mit einer Selbstverständlichkeit ist es was ich an diesem Land so liebe.
Etwas Geschichte
Wat Saket wurde vom Begründer der heute noch herrschenden Chakri Dynastie, Rama I, errichtet. Von einer Verbrennungsstätte dieser Epoche zu einem Ort der Spiritualität. Eine stetige Entwicklung führte zu seinem heutigen Aussehen welches er unter Rama III erreicht haben soll. Komplett fertiggestellt wurde Wat Saket unter Rama V, König Chulalongkorn, der noch heute von der Bevölkerung hoch geachtete und verehrte Herrscher. Der „Golden Mount“ oder auch „Wat Saket“,Schmuckstück und Möglichkeit sich für einige Zeit dem lauten Treiben dieser faszinierenden Stadt zu entziehen. Hört man hin und wieder den Namen „Phu Kao Thong“ so handelt es sich auch um Wat Saket. „Phu Khao“, der Berg und „Thong“, das Gold.
Jedes Jahre im November wird auf dem Areal ein Jahrmarkt veranstaltet. Natürlich mit gutem Essen und allerlei bunten Getränken wie es sich in Thailand nun mal so gehört. Schausteller mit Reptilien und einem Hang zur Illusion. All das was es schon lange bei uns nicht mehr gibt, habe ich hier vorgefunden. An den kleinen Dingen, an der Phantasie und an gelebter Spiritualität kann sich der Mensch erfreuen und wirklich Mensch sein.
Schön ist es gewesen und es war mit Sicherheit nicht das letzte Mal